Gudrun Winklhofer – WHO IS WHO - News - Salzburg-Cityguide
Geschätzte Lesezeit: 7 Minute(n).
Gudrun Winklhofer - Taxiunternehmerin und Autorin
Was verbindet Taxi und Texte?
Uwe: Gudrun, was verbindet Taxi und Texte? Ich kann mir vorstellen, dass das Taxigeschehen viel Stoff für Geschichten bietet … Haben dich diese Erlebnisse zum Schreiben gebracht?
Gudrun: Das Schreiben ist seit jeher meine Leidenschaft, das Taxi ist es seit 1994. In meinen Taxi-Blogs („Taxi-Tuesday“ und „Gedanken in Fahrt“) verbinden sich diese beiden Herzensdinge. Die kuriosen, berührenden, lustigen, manchmal traurigen und hin und wieder auch ärgerlichen Taxi-Erlebnisse haben mich nicht zum Schreiben gebracht, aber sie bieten natürlich viel Material für die Blogs, für Geschichten und natürlich für mein geplantes Taxi-Buch.
Uwe: Woher nimmst du deine Ideen, wenn nicht gerade vom Taxi? In welchen Genres schreibst du?
Gudrun: Meine Inspirationen kommen vor allem aus der Natur. Mich faszinieren die kleinen Dinge, die doch so großartig sind! Ein welkendes Blatt, das der Wind fortträgt. Eine sich öffnende Blüte. Eine Libelle, ein Schmetterling, eine Biene. Ein farbenprächtiger Sonnenaufgang. Der Raureif, der Blätter, Blüten, Gräser und Spinnennetze verzaubert. Besonders in der Lyrik und in den märchenhaften Geschichten beschäftige ich mich sehr viel mit den Schönheiten der Natur. In den Prosatexten erzähle ich oft von alltäglichen Dingen wie beispielsweise von meinem geliebten alten Jogltisch oder von den Schwierigkeiten, sich von Büchern zu trennen. Aber auch von Erinnerungen an geliebte Menschen und an meine Hunde, von unerwarteten Begegnungen und interessanten Eindrücken. Neben Lyrik (Gedichte und Haiku), Kurzprosa (dazu zählen auch meine Blogbeiträge) und märchenhaften Geschichten schreibe ich Reiseberichte und Porträts über besondere Menschen.
Uwe: Gudrun, wie siehst du dich als Autorin und was bedeutet das Schreiben für dich?
Gudrun: Ich bin eine „Wortmalerin“, eine sprachverliebte und wortverspielte „Freigeistin“, in keine Schublade zu stecken (Vorsicht: Wer das versucht, klemmt sich womöglich die Finger ein!), unterwegs auf vielen Wegen mit hunderttausend Ideen im Kopf, aber zu wenig Zeit, sie umzusetzen. Schreiben bedeutet für mich, kleinen Dingen eine Bühne zu geben. Schreiben bedeutet für mich, Gedanken, die oft verworren sind wie ein Strang Wolle, zu sortieren und geordnet aufs Papier zu bringen. Schreiben bedeutet für mich, mit Sprache zu spielen und mit Worten zu malen und damit Stimmungsbilder zu schaffen.
Uwe: Und wie sehen dich deine Leser*innen?
Gudrun: Ich bekomme sehr viel positive Resonanz und die Bestätigung, dass meine Texte berühren - sowohl nette Zuschriften als auch persönlich ausgesprochenes Lob nach Lesungen. Da erinnere ich mich an eine alte Dame, die nach einer Lesung an mich herantrat und mit Tränen in den Augen betonte, wie gut ihr meine Texte gefallen hatten. Natürlich erreiche ich nicht alle; manche meinen, ich wäre zu wenig (sozial-)kritisch und betrachtete die Welt durch eine rosarote Brille. Andere wiederum erklären mir, ich müsse mich vom Alltäglichen wegbewegen. Aber sind es nicht gerade die kleinen und alltäglichen Dinge, die das Leben ausmachen? Die viel mehr gesehen und geschätzt werden müssen?
Uwe: Was war das schönste Lob, das du erhalten hast?
Gudrun: Die Frage passt genau jetzt … Das war wirklich ein besonderer Moment - eine Zuhörerin kam nach einer Lesung zu mir und sagte: „Ihre Texte erinnern mich an die von Mascha Kaléko.“ Ich bewundere Mascha Kaléko, daher hat mich diese Aussage sehr gefreut. Mascha Kalékos Lyrik wird oft als „Alltagslyrik“ bezeichnet, weil sich die Autorin mit alltäglichen Dingen beschäftigt. Wahrscheinlich ist das Verbindende in unserem Schreiben, dass wir die kleinen Dinge „sehen“ und ihnen eine Bühne geben, auch wenn unsere Art zu schreiben unterscheidet.
Uwe: Wo kann man deine Texte - abgesehen von deinen Blogs - lesen? Du führst ja nicht nur die Taxi-Blogs, sondern auch einen als Autorin. Welche Bücher hast du veröffentlicht? Eingangs hast du ein Taxi-Buch erwähnt.
Gudrun: Mein Autorinnen-Blog ist seit März 2025 online und heißt „Meine sprachverliebte Seele“. Hier erzähle ich von mir, vom Schreiben und meiner „Wortmalerei“, von veröffentlichten Beiträgen und von literarischen Veranstaltungen. Meine eigenen Bücher sind noch in der Planungsphase, das erste soll im November 2025 erscheinen. Das Taxibuch soll 2026 erscheinen; ich hoffe, dass es sich im Frühling ausgeht.
Uwe: Du hast erzählt, dass du Lesungen organisierst. Was hat dich auf die Idee gebracht? Bietest du weitere Veranstaltungen an?
Gudrun: Das freut mich, dass du das fragst. Die Lesungen sind ein Herzensprojekt. Ich nehme ja seit einigen Jahren immer wieder an Gruppenlesungen teil. Ich habe aber gedacht, erst dann eigene Lesungen organisieren zu können, wenn mein erstes Buch erscheinen würde. Wie man sieht, funktioniert es auch ohne Buchveröffentlichung … Ich stelle meine Lesungen - sowohl Einzel- als auch Gruppenlesungen mit befreundeten Autor*innen - gerne unter ein Motto. „Lyrische Texte & sphärische Klänge“ mit einer Handpan-Spielerin. „Zwischentöne - Spätherbstliches & Frühwinterliches“, ebenfalls von Handpan-Klängen umrahmt, oder die „1. Lieferinger Adventlesung“, beides Gruppenlesungen. Weitere Veranstaltungen sind die Haiku-Workshops, die sich gut mit anderen Kunstrichtungen wie Zeichnung oder auch mit Yoga verbinden lassen. Ein Haiku-Workshop wäre auch als Baustein eines Teambuilding- oder eines Trauer-Seminars geeignet. Die Haiku-Dichtung ist die kürzeste Form der Lyrik, sie kommt aus Japan. Für mich ist es das Spiel mit 17 Silben.
Uwe: Gudrun, magst du uns eine Kostprobe geben?
Gudrun: Sehr gerne, hier sind vier Haiku:
Abendsonnenlicht, / Hoffnungsschimmer im zarten / Pusteblumenflausch.
Sommertag am See. / Libellen tanzen im Wind, / getragen vom Licht.
Novemberwind pflückt / den letzten stillen Moment. / Zeit für den Abschied.
Die letzten Rosen, / Raureif küsst den Blütensaum. / Der Winter lächelt.
Uwe: Du fängst also die Stimmungen der Jahreszeiten ein?
Gudrun: Ja genau, das meine ich mit den Worten, den Kleinigkeiten eine Bühne zu geben. Jeder Tag bietet so viele Haiku-Momente, man muss sie nur sehen …
Uwe: Zurück zu deinen Veranstaltungen, welche hast du für dieses Jahr noch geplant?
Gudrun: Die Termine und Beschreibungen sind auf meiner Website zu finden. Aber ich freue mich, dass ich sie hier erwähnen darf.
15. November 2025: „Lyrische Texte & sphärische Klänge“, Salzburg, Bistro im Künstlerhaus
21. November 2025: „Zwischentöne - Spätherbstliches & Frühwinterliches“, Salzburg, Mesnerhaus Liefering
11. Dezember 2025: „1. Lieferinger Adventlesung“, Salzburg, Mesnerhaus Liefering
Uwe: Was bedeutet Erfolg für dich?
Gudrun: Erfolg ist etwas, das bleibt und das mit meinem Namen verbunden ist. Erfolg ist, mich auf dem Weg zu meinem Ziel nicht selbst zu verlieren. Erfolg ist, wenn meine Worte Herzen berühren und andere erfreuen und zum Nachdenken anregen. Erfolg ist, wenn der Tag mit einem Lächeln endet. Erfolg ist, für das Erreichte dankbar zu sein. Erfolg bedeutet, mein Leben zu gestalten - mit genügend Raum für Kreativität, Begegnungen und Stille. Erfolg ist aber auch, wenn die Ideen sprudeln und der Computer das tut, was ich will … ;-)
Uwe: Noch ein paar Fragen zum Abschluss: Was sind deine Stärken und Schwächen? Was schätzt du an anderen und was nicht? Über was freust du dich? Wen hättest du gerne kennengelernt? Du hast erwähnt, dass du Reiseberichte schreibst - was sind deine Traumreiseziele?
Gudrun: Zu meinen Stärken zähle ich Empathie, Kreativität, Verlässlichkeit, Herzensbildung. Meine Schwächen sind, dass ich manchmal überkritisch und pingelig bin. Natürlich gibt's noch ein paar mehr ... An anderen schätze ich Ehrlichkeit, Toleranz und Charisma. Ich mag Menschen, die genießen können, mit denen ich mich gut unterhalten oder auch „gepflegt blödeln“ kann. Ich distanziere mich von denen, die unehrlich, ignorant oder egoistisch sind und von denen, die meine Ideen als ihre ausgeben. Ich freue mich über echte Freundschaften, überraschende Begegnungen, ehrliche Komplimente, spontane Treffen, die Schönheiten der Natur, das Rauschen des Meeres und die Rufe der Möwen, kulinarische und kulturelle Genussmomente und viele andere Dinge. Wen ich gerne kennengelernt hätte? Natürlich Mascha Kaléko, aber auch Stefan Zweig, Leonard Cohen und Hannelore Elsner. Meine Traumreiseziele? Der Mittelmeerraum, vor allem die Adriaküsten und ihr Hinterland in Italien, Slowenien und Kroatien, dann Südfrankreich, Spanien und Portugal. Und Irland! Irland mit den vielen Schattierungen von Grün!
Uwe: Hast du ein Lebensmotto?
Gudrun: Ja, das habe ich, es ist einer meiner „Gedankensplitter“: Bleib nicht immer so, wie du bist, aber bleib immer du selbst.
Webseite / Link: Gudrun Winklhofer, Autorin


