Gerhard Scheidler – HUMORLABOR – WHO IS WHO - News - Salzburg-Cityguide
Interview mit Gerhard Scheidler - HUMORLABOR
Gerhard Scheidler hat im Jahr 2010 das HUMORLABOR gegründet. HUMORLABOR ist ein Verein für Kabarett und Comedy in Salzburg. Im Humorlabor organisiert Gerhard Scheidler Mixed-Shows für die neue Kabarett- und Comedy-Szene.
Uwe: Beim Thema Humor scheiden sich ja die Geister. Also: Kabarett oder Comedy? Feine Klinge oder Kalauer? Josef Hader oder Mario Barth?
Gerhard: Das sollte jede:r für sich entscheiden. Ich mag beides. Sowohl Kabarett als auch Comedy haben ihre Berechtigung als Kunstform.
Uwe: Sofern man die Unterscheidung überhaupt treffen will ...
Gerhard: Genau. Die Hauptsache ist ja, es ist lustig. Im Idealfall hat das Publikum am Ende einer Show viel gelacht und alle Spaß gehabt. Wenn man im Kabarett im besten Fall zusätzlich zu einem unterhaltsamen Abend auch noch ein paar interessante Gedanken mit auf den Weg bekommen hat, ist das natürlich die Königsdisziplin. Und das macht auch das Geheimnis der wirklich Erfolgreichen aus: für viele Lacher sorgen und darüber hinaus dem Publikum etwas zum Nachdenken mitgeben.
Uwe: Das ist es also, was für dich den Unterschied zwischen Kabarett und Comedy ausmacht?
Gerhard: Richtig. Bei der Comedy geht's darum, möglichst viele gute Gags in kurzer Zeit unterzubringen. Es geht meistens um persönliche Erlebnisse. Im Kabarett werden hingegen öfter mal schwierige Themen des gesellschaftlichen und politischen Lebens behandelt. Wenn das gleichzeitig clever und lustig ist, ist das die Champions League.
Uwe: Und das ist bei der Comedy nicht der Fall?
Gerhard: Wie gesagt geht's bei der Comedy meistens um Alltägliches. Und für mich hat auch die Comedy höchsten Respekt verdient: Es ist nicht einfach, einen großen Raum voller Menschen im Zehn-Sekunden-Takt zum Lachen zu bringen. Auch wenn Alfred Dorfer, einer der großartigsten Kabarettisten unserer Zeit, einmal gesagt hat: „Zehn Minuten lustig sein kann a jeder.“ Ich weiß, wie er es gemeint hat, aber im wörtlichen Sinne bezweifle ich das. Außerdem: Diese Unterteilung in Kabarett und Comedy hab‘ ich für mich persönlich herausgearbeitet. Ich erhebe damit keinen Anspruch darauf, den Stein der Weisen in dieser Frage gefunden zu haben.
Uwe: Jetzt haben wir schon viel Allgemeines über Humor gehört. Konkret: Was ist das Humorlabor?
Gerhard: Im Humorlabor finden Kabarett- und Comedy-Mixed-Shows statt. Pro Abend zeigen drei bis vier Künstler:innen jeweils zirka 20 Minuten die besten Ausschnitte aus ihren Programmen. Ein Moderator führt durch den Abend, heizt das Publikum an und präsentiert zwischen den eigentlichen Acts auch Auszüge aus seinen Werken. Das Line-up wechselt natürlich immer. Das heißt, auch für Stammgäste ist jedes Mal was Neues dabei.
Uwe: Wo finden eure Shows statt?
Gerhard: In Salzburg in der ARGEkultur und im kleinen theater. An dieser Stelle ein großes, herzliches Dankeschön an diese beiden renommierten Bühnen und an ihre großartigen Teams für die jahrelange Unterstützung. Das ist nicht selbstverständlich. Ich hoffe, wir dürfen unsere Shows noch viele viele Jahre dort machen. Die nächste ist jedenfalls schon fix: am Donnerstag, 6. Februar, 20 Uhr, in der ARGEkultur.
Uwe: Wie fing das ganze eigentlich an?
Gerhard: Ich war schon immer ein begeisterter Kabarett-Fan, eine Lachwurzn eben. Und irgendwann hab‘ ich dann den Sprung ins kalte Wasser gewagt und hab‘ ein paar Freunde gefragt, ob sie bei einer Mixed-Show mitmachen wollen. Als wir dann eine kleine Runde beisammen hatten, haben wir eine Location gefunden und hatten am 12. Oktober 2010 unsere erste Show, damals noch unter dem Namen Comedy im Pub. Ich hab‘ moderiert.
Uwe: Und wie ging's weiter?
Gerhard: Nach kurzer Zeit haben wir dann die Einladung bekommen, unsere Shows in der ARGEkultur veranstalten zu dürfen, wenig später dann auch im kleinen theater. Dann kam auch bald der Namenswechsel auf Humorlabor. Die Sache wurde dann auch richtig groß. Mittlerweile haben wir Künstler:innen aus ganz Österreich und Deutschland, für die English Comedy Shows sogar aus allen Teilen der Welt, eine internationale Community, in der nun auch Salzburg auf der Landkarte ist.
Uwe: Im Humorlabor gibt es ja auch andere Formate als die üblichen Mixed-Shows.
Gerhard: Ja. Zweimal im Jahr gibt's im Humorlabor auch English Comedy Nights. Das mögen viele gar nicht vermuten, aber das Potenzial für English Comedy in Österreich ist groß. Die nächste English Comedy Night findet am Mittwoch, 12. März, 19.30 Uhr, im kleinen theater statt.
Uwe: Welche Formate gibt es noch?
Gerhard: Einmal im Jahr veranstalten wir den „Salzburger Sprössling“. Das ist ein Kabarett-Wettbewerb, bei dem das Publikum den Sieger oder die Siegerin bestimmt. Den Preis haben schon einige Künstler gewonnen, die später von sich reden machten, wie zum Beispiel Martin Frank, David Stockenreitner und Benedikt Mitmannsgruber. Eine sehr beliebte Veranstaltung ist auch „Cordoba – Die Revanche“. Das ist ein Comedy Roast Battle, dabei treten jeweils zwei Comedians aus Österreich und Deutschland gegeneinander an. Wer nicht weiß, was ein „Roast Battle“ ist, muss sich das unbedingt mal anschauen. Und dann gibt es noch das Bio-Humorlabor.
Uwe: Was ist ein Bio-Humorlabor?
Gerhard: Das ist eine Show mit Comedians aus Salzburg. Kabarett regional, aus eigenem Anbau und heimischer Küche, wenn man so will. Deshalb Bio-Humorlabor.
Uwe: Ist das Potenzial dafür vorhanden in Salzburg?
Gerhard: Ja sicher. Es gibt Salzburger, die nach Wien gezogen sind und dort erfolgreich Comedy machen. Und es gibt einige, die in Salzburg einen Job und ein neues Zuhause gefunden haben. Und die machen hauptsächlich English Comedy, weil Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Da hat sich eine kleine, feine Szene in unserer im Vergleich doch eher kleinen Landeshauptstadt entwickelt. Vorrangig kann ich hier das NarrenCastl nennen, eine lässige Bar in Lehen, die dieser jungen, wachsenden Szene einen Raum gibt.
Uwe: Ist das nicht auch eine Konkurrenz für dich?
Gerhard: Ganz im Gegenteil! Wie gesagt, es kann für alle, die Comedy mögen und in diesem Bereich tätig sind, nur gut sein, wenn sich was tut. Je lebendiger die Szene in Salzburg wird, desto mehr heimische Künstler:innen kommen auch für das Humorlabor in Frage.
Uwe: Du organisierst das Humorlabor nun schon seit 14 Jahren. Gibt es Trends, die du beobachten konntest?
Gerhard: Auf jeden Fall. Die Szene ist lebendig, jung und einfallsreich. Es tut sich immer was, und es gibt immer wieder neue Ideen, die auf der Bühne ausprobiert werden, wie zum Beispiel Impro-Shows mit improvisierten Frage-Antwort-Spielen, mit Dating-Ratgebern, Lebensberatung und vielem mehr, mit dem man das Publikum aktiv mit einbezieht. Natürlich nie ganz ernst gemeint, sondern immer mit einem Augenzwinkern.
Uwe: Wie geht es nun weiter?
Gerhard: Ich hoffe, dass wir noch viele Jahre weitermachen können und vielleicht da und dort noch ein bissl mehr Unterstützung bekommen, um den Künstler:innen ein noch besseres Package anbieten zu können. Stichwort: Fair Pay im Kulturbereich. Für euch alle heißt das, einfach zu den Shows kommen und uns unterstützen.