
Beate Uhse – Wer nicht mit der Zeit geht - News - Salzburg-Cityguide
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit: Wie sich Erotikshops neu erfunden haben
Manche waren überrascht, andere geschockt, und wieder andere sahen es bereits kommen: Einer der größten Erotikhändler im deutschsprachigen Raum, Beate Uhse, musste 2017 Insolvenz anmelden. Nach gescheiterten Sanierungsversuchen war es 2019 erneut soweit. Die Beate Uhse VertriebsgesmbH, Franchisenehmer in Österreich, löste ihren Vertrag mit dem Unternehmen bereits 2010. Davon betroffen war auch der Shop in Bergheim bei Salzburg. Zu groß war die Online-Konkurrenz, der Glanz der seit Jahrzehnten erfolgreichen Marke drohte zu erlöschen. Doch nicht so mit Beate Uhse: 2021 wagte das Unternehmen unter dem Motto „Freiheit für die Liebe“ sein Comeback – und ist gekommen, um zu bleiben.
Von der Freiheit, sich selbst auszudrücken
Galten Erotik und Sexualität für viele einst als etwas, dass man am besten im Privaten auslebt, hat sich das in den letzten Jahren deutlich geändert. Auch dank Wegbereitern wie Beate Uhse selbst. Diese kämpfte bereits Mitte des 20. Jahrhunderts für eine offenere Gesellschaft – und dies bis zu ihrem Tod im Jahr 2001.
Zwar ist es noch ein langer Weg, aber die Bemühungen der Unternehmerin und anderen Vorreitern tragen durchaus Früchte: Die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung steigt und Sexualität und das Ausleben dieser wird immer mehr zur Normalität. Vor zehn Jahren noch undenkbar stört sich heute kaum jemand an Sendungen im Hauptabendprogramm, die Erotik zum Thema haben oder Werbung für Liebestoys zwischen Sitcoms am Nachmittag. Sexualität wird endlich als das angesehen, was sie ist: vollkommen natürlich.
Von versteckten Geschäften zu Online-Plattformen
Das war nicht immer so. Zwar nicht alle, aber viele Shops befanden sich in kleinen Seitengassen abseits der großen Einkaufsstraßen. Man wollte nicht gesehen werden, wenn man das Geschäft betrat. Verdunkelte oder abgeklebte Schaufenster sorgten für Privatsphäre, in Kabinen konnte man neueste Filme ansehen oder in Magazinen blättern. Seine Einkäufe nahm man in schwarzen Taschen mit. All das änderte sich mit dem Siegeszug des Internets sowie dem Entstehen der ersten Onlineshops:
- Zahlreiche Videoplattformen tauchten auf, die ihre Inhalte zum Großteil kostenlos zur Verfügung stellten.
- Man musste sein Schamgefühl nicht mehr überwinden, sondern konnte sich bequem von zu Hause aus mit Toys und Goodies ausstatten. Geliefert wurde in diskreten Verpackungen.
- Die Auswahlmöglichkeiten waren wesentlich umfangreicher als in lokalen Geschäften.
- Online-Rezensionen ersetzten die persönliche Beratung.
- In verschiedensten Foren konnte man sich anonym mit anderen über die unterschiedlichsten Themen austauschen.
Hatte man als Erotikshop diese Entwicklungen verschlafen, war nicht bereit, mit der Zeit zu gehen oder glaubte, dass all das spurlos an einem vorübergehen würde, bekam dies schnell und in vielen Fällen teils deutlich zu spüren: Die Kunden schwanden und in weiterer Folge die Umsätze. Nur wer sich selbst neu entdeckte und bereit war, sich zu verändern und dadurch auch Risiken einzugehen, überstand diese Phase langfristig.
Erotik-Online-Shops: Modernes Image und schier unendliche Auswahl
Shops sind heute nicht mehr einfach nur Shops: Insbesondere in den Markenaufbau wird viel investiert. Die Plattformen setzen auf ein modernes Image, arbeiten intensiv an Produktneuheiten und präsentieren sich zudem als Informationsquelle für alle Aspekte betreffend der eigenen Sexualität.
Kaum einer der Onlineshops kommt zum Beispiel heute noch ohne ein zugehöriges Magazin und eine ausgeklügelte Social Media Strategie aus. Auf die Kommunikation und Interaktion mit Käufern und Interessierten wird viel Wert gelegt und, häufig in Zusammenarbeit mit Influencern, an einer vertrauensvollen Basis und dem Aufbrechen veralteter gesellschaftlicher Normen gearbeitet. Die Thematik wird in die Mitte der Gesellschaft gebracht.
Auch die Salzburger müssen nicht weiter auf Beate Uhse verzichten und können sich über den modernen Onlineshop Vergnügen direkt nach Hause bestellen. War die Auswahl im Ladenlokal damals zwar nicht unbedingt klein, ist sie mit jener von heute aber absolut nicht mehr zu vergleichen. Womanizer in den verschiedensten Ausführungen, Love-Boxen für Paare und zahlreiche Artikel für die unterschiedlichsten Vorlieben warten darauf, ausprobiert zu werden.